Mit 0, 1 oder 2 Jahren - Wann ist der beste Zeitpunkt für einen entspannten Töpfchenstart?
Ob noch ganz klein oder schon etwas größer – jedes Kind kann entspannt aufs Töpfchen gehen. (Bildquelle: „Brothers“, Pixabay, 460273)
Die größten Vorteile und typische Herausforderungen je nach Entwicklungsabschnitt. Für mehr Hygiene und weniger Stress mit der Windel. ❤️
„Aufs Töpfchen gehen“ – was heißt das eigentlich?
Vielleicht gehörst du zu den Eltern, die schon von Windelfrei gehört haben. Vielleicht schreckt dich der utopisch klingende Begriff „Windelfrei“ auch ab. Ich finde den Namen auch unglücklich gewählt. Er lässt einen zwangsläufig wundern: Hat das Kind dann nie eine Windel an? Oder ist muss sogar nackt sein!?
Nein. 😊 „Windelfrei“ bedeutet, dass das Kind normale Kleidung und auch Windeln trägt, sie aber nicht als einzige Toilette benutzt, weil es regelmäßig das Töpfchen angeboten bekommt. „Abhalten“ oder „Teilzeitwindelfrei“ meint eigentlich dasselbe. Während Babys und jüngere Kleinkinder von den Eltern gehalten und bei jedem Töpfchengang begleitet werden, spricht man vom „Trockenwerden“ erst dann, wenn die Großen unter den Kleinen schon ganz allein aufs Töpfchen gehen können.
Das Wickeln ist ein liebevoller pflegerischer Moment zwischen Eltern und Baby. Aber beiden Seiten sind dabei die sauberen Windeln lieber als die nassen und vollen. Mit einem trockenen und sauberen Popo unterwegs zu sein, ist für alle Kinder wichtig, gerade für die Kleinsten. Man merkt es am zufriedenen Lächeln bzw. am Weinen, wenn dem Kind in der vollen Windel unwohl ist. Wer das einmal bei seinem Baby erlebt hat, braucht keine weiteren Argumente mehr, warum es hygienischer, entspannter und nachhaltiger für alle ist, das Töpfchen anzubieten.
Ein besonderer Twist: die Stoffwindel und das Töpfchen
Besondere Synergieeffekte ergeben sich, wenn Familien auch mit Stoffwindeln wickeln. Dann nämlich ist das Töpfchen die einfache Maßnahme gegen die Sorge, unter riesigen Wäschebergen gar kein Land mehr zu sehen.
„Stoffwickeln mit Windelfrei“ bedeutet zwar nicht, dass gar keine Windelwäsche mehr anfällt; aber eben deutlich weniger. Und wenn dann sogar das große Geschäft zuverlässig im Töpfchen landet, sieht es plötzlich absolut machbar und alltagsfreundlich aus, alle paar Tage eine Ladung Pipi-Windeln zu waschen.
Natürlich lassen sich auch Wegwerfwindeln mit Windelfrei kombinieren. Aber es kommt tatsächlich oft vor, dass Familien mit früher Töpfchenroutine den vielen Müll der Wegwerfwindeln bedauern - vor allem wenn sie kaum nass sind. Sie wechseln dann (zumindest ab und an) auf Stoffwindeln, Trainingshöschen oder Unterwäsche. Einwegwindeln sind nämlich nicht zum häufigen An- und Ausziehen gemacht, sitzen dann schlecht und reißen schnell.
Töpfchenstart direkt ab Geburt: darum geht’s
Wenn du von Windelfrei überzeugt oder auch nur neugierig bist, kannst du sofort starten, sobald dein Baby auf der Welt ist. Wichtig ist zu wissen, dass Neugeborene immer im Arm über dem Waschbecken oder Töpfchen gehalten werden, und du auch sonst alles und jeden Handgriff tun musst. Deswegen sind Windelfreikurse auch für Eltern; denn dein Kind kann schon alles. 😊
Der große Vorteil in dieser Phase, ist, dass die Eingewöhnung für die Eltern sehr leicht ist, weil alles gerade neu sortiert und gelernt wird. Außerdem sind die Kleinen extrem kooperativ und deutlich in ihrer Kommunikation. Das Wochenbett mit Windelfrei kann ein richtiger Honeymoon sein – ein wunderbarer Start ins gemeinsame Familienleben.
Spezielle Herausforderungen gibt es in diesen ersten drei Monaten im Vergleich zu späteren Phasen eigentlich nicht, weswegen ein früher Start auch so zu empfehlen ist. Aber manchmal hat man ein belastendes Geburtserlebnis zu verarbeiten oder stellt fest, dass das Wochenbett insgesamt nicht so rosig verläuft. Gerade dann kann die Nähe mit Windelfrei besonders heilsam sein – oder der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. In dem Fall ist es tröstlich zu wissen, dass es für Windelfrei auch später nicht zu spät ist.
Töpfchenstart mit ¼ bis 1 Jahr: darum geht’s
Ist dein Kind älter als drei Monate, wird es allmählich mobil. Oder versteht sich zumindest als Mensch mit dem Anspruch, mobil zu sein. 😊 Auch wenn die Kleinen dann immer noch fast nichts allein können, zeigen sie aber schon deutliche Präferenzen und wollen allmählich mitmachen.
Es gibt zwei große Vorteile in dieser mobilen Phase. Zum einem kennst du dein Kind schon ziemlich gut: Ihr habt erste Routinen etabliert und fühlt euch vertraut und sicher, wenn jetzt die Welt der Bewegung entdeckt wird. Die Motorik und der Entdeckerdrang des Kindes – vor allem das Laufenlernen – werden durch die Zeiten ohne dicken Windelpopo stark unterstützt. Außerdem führt die erfolgreiche Kommunikation zwischen Kind und Eltern mit Windelfrei zu einem Riesenschub in Richtung erster Selbständigkeit und verwöhnt das kindliche Selbstbewusstsein.
Die Herausforderungen in dieser Phase liegen in häufigen und starken Veränderungen durch die sprunghafte frühkindliche Entwicklung. Außerdem ist der sprachliche Ausdruck der Kinder noch nicht entwickelt. Beides zusammen führt schnell zu Missverständnissen. Allerdings ist dies nichts, was speziell Windelfrei betrifft, sondern zeigt sich in allen Lebensbereichen. Da aber Windelfrei unterm Strich erfolgreiche Bedürfniskommunikation ist, kommen Eltern-Kind-Gespanne meist bei allem gut zurecht, wenn sie Windelfrei als Teamwork kennen.
Töpfchenstart mit 1 Jahr und älter: darum geht’s
Kinder, die von Anfang an das Töpfchen kennen, sagen im Alter zwischen einem und zwei Jahren meist so zuverlässig Bescheid, wenn sie müssen, dass sie im Prinzip ohne Windel sein können. Was aber noch nicht heißt, dass sie motorisch und kognitiv schon in der Lage sind, alles allein zu tun! Nach wie vor begleiten wir Eltern Kinder in diesem Alter – in dem heute viele Kinder noch nie ein Töpfchen gesehen haben – und verwenden oft auch noch Windeln. Generell beginnt sich in dieser Phase die Frage zu stellen, wann das Kind nun „richtig trocken“ wird. Für Familien, die aber ohnehin wenig Windelaufkommen haben, ist der definitive Abschied von der Windel kein so großer Meilenstein mehr. Schließlich ist man „schon fast da“.
Auf der Seite der Vorteile macht sich in dieser Phase der geringe Windelverbrauch nun deutlich bemerkbar. Die Kinder können sich sehr gut bewegen, sind selbstbewusster und meist ausgeglichener, weil sie verstanden werden. Außerdem können Kinder in diesem Alter schon sprechen, was die Verständigung deutlich vereinfacht. Laut Maria Montessori ist jetzt auch der natürliche Moment, um trocken zu werden: In dieser sogenannten „sensiblen Phase“ sind die Kinder daran besonders interessiert und lernen daher sehr leicht und gern.
Auf der Seite der Herausforderungen haben wir die Zeit der großen Wutanfälle noch nicht hinter uns gelassen. Alle Eltern sind daher dankbar, wenn das Töpfchen in dieser Phase schon normaler Teil des Alltags ist. Dass das Töpfchenlernen in unserer Gesellschaft so ein Riesenthema geworden ist, liegt an der späten Beschäftigung mit dem Thema. Aber wer jetzt einsteigt, hat es definitiv leichter als nach dem vierten oder fünften Geburtstag. Wenn dein Kind jetzt bei einer Tagesmutter oder in der Kita startet, tut ihr gut daran, beim Töpfchen zu motivieren, aber auch nicht zu viel Ehrgeiz an den Tag zu legen. So eine gelassene Balance empfiehlt sich eigentlich in der gesamten Elternlaufbahn. 😊
Meine Empfehlung als Coach - egal wie du dich entscheidest
Neugierige Gelassenheit ist die beste Einstellung zu Windelfrei. Der Gedanke, dass man wirklich immer mit Windelfrei beginnen kann, hilft dabei enorm.
Jedes Kind, das (noch) Windeln trägt, profitiert davon, wenn die Eltern sich mit dem Wie und Wann beschäftigen, ihrem Kind zu erklären, dass Töpfchen und Toilette das Normale sind – und die Windel nur eine Übergangslösung. Man muss vor allem eine Haltung dazu haben, nicht unbedingt die ehrgeizigste Agenda.
Zentral im Attachment Parenting und auch bei Windelfrei ist das natürliche Sauberkeitsbedürfnis des Kindes und eure Kommunikation. Sie stehen im Mittelpunkt, festigen eure Beziehung und sorgen für Nähe. Es ist nicht der Töpfchenrekord sondern das gemeinsame Erleben, das zählt, und das darf auch mal schiefgehen, wie beim Essen, Klettern, Turmbau, Laufradfahren... auch.
Da Windelfrei nicht (mehr) Mainstream-Wissen ist, lernt es sich am besten in einem Kurs mit anderen Eltern oder in einer individuellen Beratung. Als Startpunkt empfehle ich die Wochen und Monate vor der Geburt; denn dann bist du gebrieft, erlebst keine unvorhergesehenen Überraschungen und es stehen dir noch alle Optionen offen, wann ihr beginnt.
Windelfrei-Workshop am 14. Oktober 2023, 10 – 13 Uhr im Hug & Grow
... ist ein Kurs vor Ort im Hug & Grow, um mit dem Töpfchen auf das nächste Level zu kommen: für alle Eltern, mit Windelfrei-Vorerfahrung oder ohne, mit Baby oder „expecting“.
Dieser 3-stündige, intensive Workshop in den Kursräumen des Hug & Grow vermittelt dir alle Hintergründe und praktische Anleitung, damit du dein Kind ab sofort nicht mehr nur 24/7 in Windeln haben musst, sondern auch erfolgreich das Töpfchen anbieten kannst.
Wir besprechen alle Altersstufen (von Geburt bis Trockenwerden), alle Alltagsfragen (Positionen, Zeichen, nachts, Kita...), analysieren konkrete Situationen mit Lösungsansatz und beantworten deine individuellen Fragen.
Kursgebühr : 40 EUR für Einzelpersonen, 75 EUR für Paare (inkl. Kursbuch)
Bitte direkt bei Caroline anmelden: CarolineH@godiaperfree.com
Mehr zum Thema in diesen Podcast-Folgen von „Ich versteh‘ dich, Baby!“:
Episode 002: Passt Windelfrei für jede Familie? (14 min)
Episode 039: Das erste Babyjahr – mit Windelfrei (18 min)
Episode 040: Das zweite Babyjahr – mit Windelfrei (33 min)
Autorin :
Caroline Helbing ist Windelfrei/EC und Attachment Parenting-Coach und Mama von zwei Kindern. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin und bietet 1:1 Beratung, Coaching, Kurse & Workshops rund um Windelfrei an. Weitere Informationen und viele Tipps findest du in ihrem wöchentlichen Podcast: "Ich versteh' dich, Baby!" 🎧
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