Rauhnacht Ritual: Ein Brauch zwischen den Jahren für die ganze Familie

Kennt ihr das auch? Zum Jahresanfang nimmt man sich vieles vor, fasst gute Vorsätze für das neue Jahr. Oftmals viel zu viele und spätestens Ende Januar ist man völlig überwältigt davon oder hat es schon fast wieder vergessen. Es fehlt die Unterstützung bei der Umsetzung und die Motivation.

Patricia, die Gründerin und Inhaberin von Hug & Grow, hat letztes Jahr mit ihrer Familie etwas anderes ausprobiert. Ein Rauhnacht Ritual, bei dem man seine Wünsche aufschreibt und dem Universum übergibt, einen aber behält und um dessen Umsetzung man sich selbst kümmert.

Vom 25.12. bis 6.1. gibt es die sogenannten 12 Rauhnächte. Die letzten und ersten sechs magische Tage des Jahres, die eine lange mythologische und mystische Tradition haben. In dieser Zeit wird solchen Ritualen eine besondere Wirksamkeit zugeschrieben.

Das braucht ihr:

Mindestens 12 Zettel pro Person
Stifte
Box, Glas oder anderweitiges Behältnis für jede Person
Feuerzeug, Streichhölzer, Schippe oder Schere (optional)
Ein sicherer Ort um die Wünsche zu verbrennen (optional), z.B. eine Feuerschale

Und so geht´s:

Jeder schreibt 12 Wünsche für das kommende Jahr auf jeweils einen
Zettel. Wenn ein Familienmitglied noch nicht schreiben kann, darf es
einer Vertrauensperson seine Wünsche zuflüstern, damit derjenige sie aufschreibt.
Jeder legt seine gefalteten 12 Zettel nun in ein Behältnis. Achtet
darauf, dass beim Ziehen nur die Zettel von einer Person im Behältnis
liegen.
Nun geht ihr raus und entzündet ein Feuer.
Der/die Erste zieht aus seinen eigenen Wünschen einen Zettel. Für die Erfüllung dieses Wunsches ist derjenige selbst zuständig. Natürlich darf man sich, wenn man möchte, dafür Unterstützung holen. Der Wunsch kann also mit einzeln oder allen geteilt werden oder geheim gehalten werden, so wie jeder es mag.
Die restlichen Zettel der Person werden verbrannt und die Erfüllung der Wünsche nun aus der eigenen Hand entlassen und dem Universum übergeben.
Der Nächste ist dran und die Schritte 4 und 5 werden wiederholt. Solange bis alle dran waren.
Wenn ihr möchtet kann jeder noch als Abschluss einen Satz sagen, einen Dank an die Teilnehmenden und das Universum aussprechen oder ihr singt ein gemeinsames Lied, ganz nach Belieben.

Tipp: Statt materieller Güter können auch gut Erlebnisse aufgeschrieben werden. Bei Wünschen, die finanziell nur schwer oder gar nicht erfüllbar sind, könnt ihr gemeinsam als Familie nach adäquaten Lösungen suchen. Statt eines eigenen Traktors wird es dann vielleicht eine Fahrt mit dem Traktor.

Alternative: Falls verbrennen für euch nicht möglich oder gewünscht ist, könnt ihr die Zettel genauso gut ungelesen zerreißen, zerschneiden oder einbuddeln.

Achtung: Natürlich wissen wir, dass Feuer gefährlich ist. Daher bitten wir euch bei dem Umgang mit Flammen vorsichtig zu sein und das Feuer nicht unbeaufsichtigt zu lassen. Haltet eure Kinder vom Feuer fern und achtet auf leicht entzündbare Objekte. Haltet etwas zum Löschen des Feuers bereit.

Patricias Erfahrung mit dem Rauhnacht Ritual

Hier noch der persönliche Bericht von Patricia, der Gründerin von Hug & Grow, die das Rauhnachtritual letztes Jahr mit ihrer Familie und einer befreundeten Familie ausprobiert hat:

„Mein Mann hatte den Vorschlag von einem Wildnis-Seminar mitgebracht und wir wollten es für Silvester einfach mal ausprobieren. Unseren Kindern und auch uns sind die Raketen oft zu laut und gerade in der Stadt ist es manchmal einfach sehr anstrengend und hektisch zum Jahreswechsel. Deshalb ganz bewusst die Entscheidung für einen ruhigen, besinnlichen Start ins neue Jahr.

Die Kinder (4, 9, 10 und 13 Jahre) waren erst ein wenig skeptisch, aber schon beim Wünsche aufschreiben und malen waren alle mit Feuereifer dabei. Spannend dabei war, dass besonders die großen Kinder sich Gedanken darüber machten, wie sie es denn schaffen könnten, ihre Wünsche auch selbst zu verwirklichen, falls sie denn diesen einen Wunsch ziehen würden. Eine schöne Übung für Kinder – plötzlich ist es nicht ein Wunschzettel, den man den Eltern gibt oder dem Weihnachtsmann sendet, sondern es könnte etwas sein, für das man selbst zuständig sein soll. Da wurde ganz genau überlegt, was man aufschreibt. So wurde der Wunsch nach einem eigenen Pony diskutiert oder Wünsche, bei denen man das Gefühl hat, sie liegen außerhalb der eigenen Möglichkeiten. Der Ponywunsch hat es auf einen Zettel geschafft und wir haben gemeinsam Ideen gefunden, wie auch ein Kind zur Erfüllung großer Wünsche beitragen kann (z.B. beim Reiterhof nach der Betreuung von Pflegepferden fragen oder erstmal Herausfinden wie teuer Ponys sind und was sie alles brauchen, etc.).

Das kleine Kind (4) wollte seine Wünsche erst aufmalen, hat sich dann aber entschieden, sich bei den Erwachsenen Hilfe zu holen. Sie hat die Wünsche der anderen Mama einfach ins Ohr geflüstert und sie hat es für sie aufgeschrieben. Auch als Eltern eine spannende Übung, sich zurückzuhalten (nicht zu lauschen oder zu schmulen) und dem Schicksal seinen Lauf zu lassen. Ich hatte zum Beispiel einfach Sorge, dass sich die Wünsche nicht erfüllen und die Kinder enttäuscht sein könnten. Denn sonst versuchen wir ja oft, alle Kinderwünsche zu hören und nach Möglichkeit auch zu erfüllen. Ommmm.

Mit den 12 Wünschen hat es ganz gut geklappt, der eine hatte mehr Ideen, der andere weniger, wir haben es einfach ganz flexibel gehandhabt. Am Ende hatten wir Großen jeder 12, die Kinder 10-20. 🙂

Das Rauhnachtritual war für die Kinder zunächst ein bisschen ungewohnt, aber dann waren alle mit Feuereifer dabei. Und gerade das Feuer und Verbrennen war für die Kinder besonders spannend, aber natürlich auch die Frage: Welchen Wunsch ziehe ich?!

Ich selbst habe übrigens den Wunsch gezogen, bei dem ich vorher sehr lange überlegt habe, ob ich ihn überhaupt aufschreibe, weil ich dafür am liebsten gar keine Verantwortung übernehmen wollte bzw. es sehr anstrengend fand.“ 😉